Ein Brief aus der Ferne erreichte Abu-Dhar. Der Briefschreiber hatte ihn um einen verbindlichen Rat gebeten. Er kannte Abu-Dhar und wußte, wie sehr ihm der Prophet gewogen war und wie gut dieser Abu-Dhar mit seinen weisen Worten herangebildet hatte. Die Antwort Abu-Dhars war sehr kurz. Sie bestand aus einem einzigen Satz: "Behandle den Menschen, den du am meisten liebst, nicht schlecht und feindselig." Der Empfänger las den Brief Abu-Dhars, konnte jedoch dessen Sinn nicht erfassen. "Was heißt das, ich soll den Menschen, den ich am meisten liebe, nicht schlecht und feindselig behandeln? Das ist doch selbstverständlich. Wer behandelt schon seinen Liebling schlecht? Im Gegenteil, man ist bereit, alles für ihn zu opfern." Er dachte andererseits an die Persönlichkeit des Mannes, von dem diese Worte stammten; er war immerhin ein Aufrichtiger und Wahrhaftiger seiner Gesellschaft und besaß einen scharfen Verstand. "Ich muß Abu-Dhar um Erklärung bitten," Abu-Dhar um Erklärung bitten," überlegte er.
Er schrieb also erneut an Abu-Dhar und bat ihn um Erklärung. Abu-Dhar antwortete: "Ich habe dich damit gemeint, als ich von dem Menschen sprach, der dir am liebsten ist; denn du liebst dich selbst am meisten. Und als ich sagte, du sollst den Menschen, den du am meisten liebst, nicht feindselig behandeln, meinte ich, du sollst nicht gegen dich selbst handeln. Denn du wirst die Folgen einer jeden Sünde, die du begehst, selbst tragen; bist also unmittelbar davon betroffen."
Quelle: Erschad-e Deylami
Auszug aus dem Buch: "Geschichten der Rechtschaffenen", Ajatollah Morteza Motahhari, Botschaft der Islamischen Republik Iran, Presse- und Kulturabteilung, Bonn, Juli 1985
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen